Anitalk

Deutsche Geschichte in Japan und Animes

Deutschland, die Geschichte von Deutschland, die deutsche Sprache, Kultur oder Landschaften tauchen in nicht gerade wenigen Animes immer wieder auf. Im Vergleich zu anderen Ländern scheint Deutschland tatsächlich als Vorlage für viele Anime-Szenen hinzuhalten.

Landschaften und Gebäude aus Deutschland in Attack on Titan

Eines der bekannten Beispiele wären die Gebäude und die deutschen Namen aus Attack on Titan. Mal abgesehen davon, dass das 2. Opening von Attack on Titan fast zur hälfte auf Deutsch gesungen wird. Dazu kommen noch einige Querverweise aus Serien wie Detektiv Conan.

Auch wenn es um Mythen und Märchen geht, um geheimnisvolle Gestalten und Fabelwesen. Diese entspringen dennoch in irgendeiner Konstellation, aus der deutschen Märchenwelt. Bleach oder andere Animes, in denen im O-Ton in Deutsch die Attacken gerufen werden oder das schöne Eins-Zwei-Drei aus Mirai Nikki.

Wenn es nicht gerade das ist, dann tauchen Protagonisten auf, die aus Deutschland kommen oder dort gelebt haben.  Bislang kenne ich aber noch keinen Anime, in der die Deutschen die Bösewichte sind, sofern das Szenario nicht im zweiten Weltkrieg spielt (siehe Anime: Izetta, die letzte Hexe) oder damit auf irgendeine andere Art und Weise im Zusammenhang stehen. Personen, die einen deutsch-klingenden Namen haben, Deutsch sprechen oder auf andere Art und Weise mit Deutschland assoziieren, scheinen ebenfalls nicht gerade selten zu existieren.

Dabei scheint es wohl tatsächlich so zu sein, dass in Japan eine ziemlich hohe Meinung um Deutschland gebildet wird. Denn ein Zufall ist das ganze nicht. Wir haben uns gefragt: Wieso ist das so? In diesem Beitrag widmen wir uns einem ernsthafterem Thema, welches besonders viele interessieren wird. Dabei müssen wir ein wenig in die Vergangenheit reisen.

Deutschland und Japan – Langjährige Freundschaft

Was definitiv richtig ist, ist der Zusammenhalt und das Bündnis zwischen Deutschland und Japan im zweiten Weltkrieg. Deutschland war zur damaligen Zeit das Land mit einer der oder gar mit dem höchsten Technologie-stand. Junge japanische Studenten reisten nach Deutschland, in verschiedenen Städte wie Berlin, um dort zu studieren. Denn viele Dinge, die in Deutschland erfunden wurden, kannte die Welt gar nicht. Es fing bereits mit den einfachsten Erfindungen an, wobei sehr vieles aus der deutschen Militärforschung entsprungen ist.

Was definitiv feststeht ist, dass zu jener Zeit die Deutsche Sprache als zweit-wichtigste Wissenschaftssprache in Japan galt. Laut Mark Irwin aus “Studies in Language Companion Series” orientierte sich Japan auch an dem deutschen Rechtssystem. Deutsche Professoren lehrten an japanischen Universitäten Medizin. Aus diesen Grund soll es wohl tatsächlich vorkommen, dass in der japanischen Medizin häufig deutsche Wörter verwendet werden.

Jene Studenten, die unter anderem in Deutschland waren, nahmen somit viel Grundwissen über Deutschland, aber auch über die Deutsche Sprache mit in ihre Heimat. Somit dürfte man sich gut vorstellen können, dass auch viele Deutsche Wörter im Japanischen leicht abgeändert übernommen wurden.

ボンベ – bonbe – Bombe
ヒュッテ – hyutte – Hütte
ポルターガイスト – porutāgaisuto – Poltergeist
トルテ – torute – Torte
ヤッケ – yakke – Windjacke
キルシュワッサ – kirushuwassa – Kirschwasser
ザワークラウト – zawākurauto – Sauerkraut

Nicht bei allen Wörtern würde man sofort darauf kommen. Bei aber nicht wenigen sieht man jedoch durchaus einige Parallelen zum “deutschen Original”.

Doch wie viel hat Japan von der deutschen Sprache sowie der deutschen Kultur behalten? Björn Rose aus der Zeit war zu Besuch in Japan (Quellenverweis),genauer in Tokio. Was er dort entdeckte, war höchst interessant. Die deutsche Sprache scheint in Tokio gar nicht so fremd zu sein. Lokale Geschäfte mit deutschen Namen, wie etwa “Kaffee Eins”, oder Medikamenten-Stores wie “Auge”. Sogar Geschäfte, die T-Shirts mit deutschen Aufdrucken verkaufen. Das kommt einem gar nicht so unbekannt vor. Denn immerhin finden wir T-Shirts mit japanischen Zeichen cool! Allem Anschein nach eine Sache die wir gemein haben.

Zwang zur Öffentlichkeit

In der Edo-Zeit (1603-1868) isolierte sich Japan vor der Öffentlichkeit aufgrund von feindlichen Attacken außerhalb des Landes. Das ganze nannte man die “Abschließungspolitik“. Nur zwei Länder hatten schließlich das Recht, Japan zu betreten. Das ganze ging bis 1854, als Japan sich öffnen musste. Die damalige US-Regierung setzte sich mit vergünstigtem Importe nach Japan sowie die Sicherheit von US-Matrosen beim Schiffsbruch durch. Andere Länder setzten später dann ähnliche Verträge durch. Diese waren “ungleiche” Verträge. Da ist es nicht verwunderlich, dass zur damaligen Zeit fremde Menschen nicht gerne angesehen wurden.

Japan allerdings suchte nach einem Vorbild. Zu der Zeit gab es in Deutschland ein ähnliches Problem. Viele deutsche Länder schlossen sich in ein Land zusammen und das eigentliche Deutschland entstand. Schon damals also versuchte Japan erste Annäherungsversuche an Deutschland. Das Deutschland später für Japan eine wichtige Rolle spielen sollte in Wissenschaftlicher aber auch militärischer Hinsicht, wusste bis dato natürlich noch keiner.

Der Vertrag zwischen Deutschland und Japan, der damals getroffen wurde, steht noch bis heute. Das Auswärtige Amt hat über den 150 Jahre alten Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und Japan vor einiger Zeit berichtet.

Deutschland und Japan heute

Japans Hauptstadt

Die Geschichte und die Freundschaft zwischen Deutschland und Japan gilt heute als das älteste Bündnis der Geschichte. Sowohl Japan, als auch Deutschland profitieren von ihrer Freundschaft und kulturellem Austausch bis heute.

Zwischen Deutschland und Japan gibt es ein sehr enges Netzwerk, was heute in anderen Länder so in der Intensität nicht existiert.

Laut dem Auswärtigen Amt gibt es über 50 Gesellschaften für Deutsch-Japanische Gesellschaften in beiden Ländern, 630 Hochschulkooperationen, 250 deutschsprachige Lektoren und derzeit 60 Städtepartnerschaften. Auch existieren drei Zweigstellen des Goethe-Instituts in Tokio, Osaka und Kyoto. Noch dazu gibt es in Japan zahlreiche Konzerte und Auftritte von deutschen Orchestern und Musikern.

Es werden in Japan auch Deutschkurse angeboten, die gerne angenommen werden. Allerdings gibt es auch deutsche Schulen in Japan, wie etwa in Yokohama und Kobe. In Deutschland finden sich japanische Schulen in Düsseldorf, Berlin, Frankfurt, Hamburg und München.

Zwischen deutschen und japanischen Universitäten finden zahlreiche Hochschulkooperationen und ein wissenschaftlicher Austausch statt. Regelmäßiger Schüleraustausch zwischen japanischen und deutschen Schülern finden zwischen den beiden Ländern ebenso Anklang wie das deutsche Filmfestival des Goethe-Instituts in Tokio.

Deutschland und Japan verbindet eine tiefe Freundschaft und Zusammenhalt. Immer wieder kommen weitere Kooperationen auch auf Wissenschaftlicher, Wirtschaftlicher oder Kultureller Ebene, in welchen beide Länder profitieren.

Deutsche sind streng, höflich, Zielorientiert und wachsam.

Ein damaliger Bekannter aus Japan erzählte, dass die deutsche Sprachkultur, aber auch die Leitdisziplin nicht zu vergleichen ist mit anderen Ländern. Die strengen deutschen Regeln für die richtige Anrede, ist gar nicht so verschieden wie in Japan. Wie etwa die verschiedenen Artikel und unterschiedliche Regeln für die richtigen Satzstellung. Gerade das sorgt dafür, dass Deutschland als das Europäische Vorzeige-land in den Köpfen der Japaner stecken bleibt.

Musik, Gedichte und die Allgemeine deutsche Kultur verzaubert aber nicht nur die Japaner. Deutschland, Land der Dichter und Denker, inspiriert viele Menschen aus dem Ausland in vielerlei Hinsichten. Auch viele Animes nehmen es zum Anlass, dies zu erwähnen.

Freude schöner Götterfunken von Bethooven wird im Anime Gunslinger Girl im O-Ton auf Deutsch vorgesungen. In diesem etwas düsteren und bedrückendem Anime, welcher in Italien spielt, kommt auch hier einer als Deutscher Hauptprotagonist vor. Mozart (Ja, ich weiß, Österreich) und Bethooven als die bekanntesten Künstler kommen auch in anderen Animes vor.

Die Deutsche Sprache ist eine starke Sprache. Sie ist kraftvoll, sie zeigt Stärke. Sowohl gibt es in vielen Animes Zaubersprüche, die auf Deutsch aufgesagt werden, um damit dessen Stärke erneut zu betonen. Ob dabei das ganze aufgrund der Deutschen Geschichte zu verschulden ist, kann man offen lassen. Wobei nicht nur in Japan, sondern auch in anderen Ländern gilt die deutsche Aussprache als Kraftvoll. Zaubersprüche, Attacken oder Rufe auf Deutsch demonstrieren Stärke.

Deutsche Kriegsgeräte allerdings werden sehr deprimierend, düster und kalt (in den Augen des gejagten) dargestellt. Selbstverständlich soll ein deutscher historischer Panzer aus dem zweiten Weltkrieg nicht pink angestrichen werden. Viele Animes stürzen sich jedoch gerne in dieses 2. Weltkriegs-Setting, oder nutzen jedoch dies als Vorlage als Zwang zur Bedingungslosen Treue und Kollektivität (Anime: Jin-Rou). Der aktuellere Anime “Izetta, die deutsche Hexe”, welcher für Ost-Schweiz/West-Österreich sich gegen das germanische Reich verteidigt, handelt beispielsweise um solches Setting, welches noch heute Interesse findet.

Was bleibt zu sagen?

Man sieht – die Freundschaft und der kulturelle Austausch zwischen Japan bestand schon seit über hundert Jahren. Die deutsche Kultur ist für Japan genauso faszinierend, wie umgekehrt. Auch trotz unschöner Geschichten aus Deutschland konnte man einiges mitnehmen und die Freundschaft und das Band zwischen Deutschland und Japan wird auch in Zukunft weiterhin bestehen.


Bildquellen:
Banner: Shutterstock.com/No°114529048
Bild 1: Kaze Presse
Bild 2: Pixabay.com

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Patrick Boiko
Patrick Boiko
7 Jahre her

Ein sehr schön geschriebener Bericht, es war faszinierend zu erfahren was Japaner so an unserer Kultur mögen, Japan an sich ist ja auch eines der ältesten Länder der Welt, daher gibt es auch viele interessante Mythen und Geschichten die mir als deutschen so gefallen zudem gefällt deutschen an Japan meistens auch die klassische Architektur und die schönen Landschaften. Auf jedenfall in Sachen gegenseitiges Interesse unterscheiden sich deutsche und Japaner eigentlich nicht, beide seiten haben ein großes Interesse zum jeweiligem Land. Dieser Bericht ist auf jedenfall richtig gut verfasst und geschrieben worden, daher war er sehr interessant für mich.